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Alternativen zu VDSL in Neukirchen / Pleiße

Seit mittlerweile fast 1,5 Jahren versuche ich der Telekom Informationen über den Breitbandausbau in meinem Heimatdorf Neukirchen / Pließe aus der Nase zu ziehen. In einer unbeschreiblichen Salamischeibchentaktik wird der Ausbau immer wieder um 3 bis 9 Monate verschoben. Ich glaube mittlerweile nicht mehr an baldiges schnelles Internet in meinem Dorf. Deswegen möchte ich hier anderen Betroffenen mögliche Lösungen aufzeigen.

[Update] Es tut sich was! Die Telekom verlegt gerade Glasfaserkabel. Es wird doch nicht etwa noch was werden hier im Dorf 😀 [/Update]

Möglichkeit 1: LTE statt DSL

Das Mobilfunknetz ist mittlerweile bei uns besser ausgebaut als das DSL-Netz. So erreiche ich zumeist mindestens 25 MBit/s im O2 Netz und gern über 40 MBit/s im Vodafone Netz. Bisher war dies als DSL Alternative jedoch recht teuer. Die sogenannten Unlimited-Tarife bei O2, Telekom und Vodafone gehen bei 60 im Monat los…

Seit ein paar Tagen bietet Freenet jedoch einen täglich (!) kündbaren LTE-Vertrag im O2 Netz an, der keine Beschränkung des Datenvolumens aufweist. Der Tarif heißt Freenet Funk und wird ausschließlich digital vertrieben. Das Beste: Der Tarif kostet nur 99 ct am Tag, also zumeist unter 30 Euro im Monat. Da können manche DSL-Tarife nicht mithalten. Alternativ zu erwähnen ist der Vodafone GigaCube. Hier hat man jedoch eine vertragslaufzeit von 2 Jahren und lediglich ein Volumen von 75 GB (35 Euro im Monat) oder 200 GB (45 Euro im Monat). Immerhin ist die Hardware dabei.

Für den Freenet Funk Tarif benötigt man noch ein LTE-Modem. Ein preiswertes Modell gibt es beispielsweise von Huawei (50 Euro), wer etwas mehr Comfort und eine Telefoniefunktion haben möchte, sollte zur Fritz!Box LTE (130 Euro) greifen.

[Update 24.07.2019] Seit einigen Tagen testen wir Freenet FUNK als DSL-Alternative, da wir derzeit umziehen. Soweit sind wir zufrieden. Angemerkt sei, dass wir derzeit noch in Hannover sind und somit eine sehr gute Andeckung haben. In Kürze sind wir dann in Neukirchen (also auf dem Lande) und werden berichten. In der Großstadt erreichen wir Datenraten um 25 Mbit/s (Up- und Downstream!). Nicht übel. [/Update]

Möglichkeit 2: Mehrere DSL Leitungen kombinieren

War die erste Möglichkeit eher für private Haushalte gedacht, so folgt nun eine Möglichkeit für kleine Firmen. Oft sind mehr Hausanschlüsse für DSL und Telefonie vorhanden als benötigt werden. Wenn dies so ist, kann man eine weitere DSL Leitung buchen. So haben wir beispielsweise bei O2 einen „Flex“ Traif gebucht, da dieser ebenfalls ohne Laufzeit daherkommt (also monatlich kündbar ist). Allerdings muss man sich bewusst sein, dass danach noch einige Hürden zu meistern sind. So müssen beide DSL Anschlüsse gekoppelt werden, wozu ein eigenes Gerät nötig ist. Wir nutzen hierfür ein APU2 von PC Engines. Darauf betreiben wir eine Firewall mit pfSense, welche von Haus aus Multi-WAN fähig ist (also mehrere DSL Anschlüsse kombinieren kann). So erreichen wir mit zwei 16 Mbit Leitungen zusammen 24 Mbit / s. Warum nur so wenig? Nun zuerst kommen bei Leitung A nur 12 Mbit / s an (bei B 14 Mbit / s). Allerdings kann man zwei Leitungen nicht einfach addieren. pfSense nutzt ein „round robin“ Verfahren um pro Verbindung (!!!) die Datenpakete auf die zwei Leitungen zu verteilen. Somit kann eine einzelne Verbindung nie schneller sein als eine einzelne DSL Leitung. Wenn jedoch mehrere Verbindungen ins Internet bestehen (eine person schaut Youtube und eine andere lädt eine Datei aus dem Internet), so wird eine höhere Gesamtdatenrate genutzt.

Einen weiteren Vorteil gibt es auch noch: Wenn man die Leitungen bei unterschiedlichen Anbietern bestellt, zum Beispiel O2 und Telekom, so kann beim Ausfall einer Leitung die andere einspringen. Wenn man nun anstatt einer zweiten DSL Leitung einen LTE Anschluss nutzt ist man sogar gegen einen übereifrigen Baggerfahrer abgesichert 😉

Möglichkeit 3: DSL / LTE Hybrid-Tarife

Das erwähnte Multi-WAN aus Möglichkeit 2 gibt es auch fertig zu kaufen. So bietet die Telekom sogenennte Hybrid-Tarife. In Neukirchen kann man den Hybrid-Tarif mit 16MBit / s im Download (DSL) + 50 MBit/s im Download (LTE) buchen. Zusammen mit der vorausgesetzten Hradware kommt man aber schon auf knapp 60 Euro im Monat. Dafür bekommt man schon fast 3 DSL-Leitungen…

Fazit

Es gibt Möglichkeiten, auch einem unterversorgten Ort an schnelleres Internet zu kommen. Leider sind alle Varianten mit Mehraufwand verbunden – sei dieser technischer oder finanzieller Form. Zu wünschen wäre, dass der versprochene Ausbau endlich stattfindet, dann kann man nämlich endlich sorglos Datenraten wie in der Stadt nutzen.

Ein Monat o2 Free – Kurzerfahrung

Ich habe es nun doch getan: Mein blau.de Prepaid-Karte ist adé. Seit acht Jahren war ich Kunde, doch nun hat mich die Drosselung nach Ende des Datenvolumens derart gestört, sodass ich auf einen Vertrag umgestiegen bin.

Der hat, wie mein Prepaid bisher, 1 GB Highspeed-Volumen. Warte! Wo ist da die Verbesserung? Die Frage ist berechtigt, ihre Antwort so simpel wie genial: Die Drosselung erfolgt auf 1000 kbit/s statt auf unnutzbare 64 kbit/s. Das ist etwa 15 ma schneller und enspricht einer DSL 1000 Leitung – aber im Up- wie auch Download. Das Netzt von Telefonica kannte ich natürlich schon, so auch seine Schwächen. Insbesondere das EDGE-Netz von Telefonica ist ja kaum zu nutzen gewesen mit blau.de, doch – Oh Wunder! – jetzt tut sich was in der lahmen Leitung. Offensichtlich werden Vertragskunden im o2 Netz bevorzugt.

Doch was geschieht nun, wenn man in die Drosselung kommt? Nun, als erstes fliegt man aus dem LTE Netz. Das tut in den meisten Regionen nicht weh, es sei dann auf dem Lande, wo dann nur noch EDGE zur Verfügung steht. Ich konnte nun feststellen, dass Surfen, Mailen, Whatsappen und dergleichen noch ohne Einschränkung nutzbar ist. Musik Streamen? Ohne Probleme ( 320 kbit/s < 1000 kbit/s).

Doch wie sieht es mit Video aus? Rechnen wir einmal hoch: 1000 kbit/s sind 450 MB in einer Stunde. Gehen wir davon aus, dass ein durchschnittlicher Film zwei Stunden geht, so stehen unter optimalen Bedingungen nur ca 900 MB zur Verfügung. Bei Amazon Prime Video kann man sich eine Prognose in den Einstellungen ansehen:

Und siehe da: Wenn man auf die beste Qualität verzichten kann, kann man auch Videos streamen. Meine Erfahrung: „Gut“ funktioniert immer, auch im Zug bei Netzwerk-Hopping, „Besser“ geht wenn man sich nicht bewegt und „Optimal“ lässt sich kaum ohne Ruckler nutzen. Selbst mein Plex-Streaming funktioniert – mit reduzierter Qualität – gut, so muss das!

Fazit: Wenn man nicht auf ein LTE-Netzwerk angewiesen ist, so kann man selbst mit dem kleinsten Tarif o2 Free S ohne Sorgen surfen, bis der Arzt kommt. Ich bin zufrieden. Ach und Telefon- und SMS-Flat sind natürlich auch dabei.