Ich werde ganz ehrlich sein: Ich habe bisher fast alle Google-Dienste genutzt: E-Mail, Calender, Drive… Durch die DSGVO habe ich aber begonnen nachzudenken: Wie gehen große Unternehmen mit meinen Daten um? Muss der Staat / die EU da wirklich eingreifen? Und kann ich das vielleicht jetzt selber und auch noch besser machen? Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich den „bösen“ Unternehmen ja meine Daten recht freiwillig zur Verfügung stelle. Und das kann ich ändern! Zugegeben: Man muss schon einiges an technischen Know-How mitbringen, um von allen oben genannten Lösungen selbst umzusetzen. Und dennoch kann ich sagen: Die eigenen Daten endlich selber in der Hand haben fühlt sich gut an.
E-Mail auf dem eigenen Server statt Googlemail
Um die eigenen E-Mails auch selber zu empfangen benötigt man vor allem folgendes: Eine Domain, einen Server und Zeit. Denn einen sicheren E-Mail-Server bekommt man nicht mal eben aufgesetzt. Ich habe mich nach an die Beiträge von Thomas Leister und Benjamin Höglinger (Högi) gehalten. Um meine Mails auch ohne Smartphone oder privaten PC abrufen zu können nutze ich eine Roundcube-Installation.
Bei der ganzen Sache sind mir einige Fallstricke aufgefallen: Die von Ubuntu ausgelieferten Pakete von Roundcube, PostfixAdmin und PhpMyAdmin sind uralt. Also: Besser selber von Git oder ähnlichem installieren. Aber dies birgt das Risiko, dass man das aktualisieren vergisst, das es mit einem apt update; apt upgrade am Abend eben nicht getan ist. Es hilft nur selber auf die Aktualität zu achten.
Daten und Kalender in der eigenen Cloud
Bisher habe ich syncthing genutzt und werde denen definitiv nicht den Rücken kehren. Aber syncthing hatte immer einen großen Nachteil für mich: Unkomplizierter Zugriff außerhalb meiner dafür eingerichteten PCs ist kaum möglich. Deswegen habe ich für meine Daten, die nicht einem Backup dienen und auf die ich oft zugreife für Nextcloud entschieden. Die Jungs machen nach der Abspaltung von Owncloud einen guten Job. Ich habe eine recht lange Zeit wegen einer eigenen Kalender-Lösung gebastelt. Auf CalDAV sollte sie basieren und möglichst eine Web-Oberfläche haben. Klar, das geht. Ich habe sabre/dav und AgenDAV eingesetzt. Aber AgenDAV wird schon seit einem Jahr nicht mehr weiterentwickelt und so 100% funktioniert hat es auch nicht… Dann habe ich das Kalender-Plugin von Nextcloud entdeckt und war gleich begeistert. Bringt mir eigentlich alles, was ich brauche.
Fazit
Ja, es geht. Aber man muss Zeit opfern, viel Zeit. Ist es das wert? Sicher. Ich weiß, wer wann wo auf meine Daten zugreift. Ich habe die Datenhoheit.
Und dennoch:
Nein, es geht nicht. Denn „man“ ist leider nicht immer ein technisch versierter junger Mann. „Man“ ist eben Otto-Normalverbraucher und der setzt weiter auf Google und co. Da braucht „man“ dann die DSGVO.